Der 16-jährige, gebürtige Russe Lirpa Rets're (gesprochen etwa: rjezire), ELO 2345, schloß sich zum Quartalsbeginn den SF Schnee an. Nach der Einreise seiner Familie in die Bundesrepublik vor zwei Jahren endete der Aufenthalt in der Aufnahmestation 'Egge' am 31.03.04; und sofort zieht ihn das Turnierschach wieder ans Brett.

Lirpa wurde am 30.02.1988 in dem 832-Seelen-Ort Dnjepropetrovsk an der Wolga, mitten in der Republik Irkutsk, geboren. Da die ländliche Umgebung nicht viele Zerstreuungsmöglichkeiten bot, führte sein Weg schon nach 3½ Jahren zum ersten Mal ans Schachbrett. Bereits bei der Einschulung wählte er Schach als Schulfach. In der Oberschule baute er seine herangereiften Kenntnisse im Schach-Leistungskurs aus. Bereits mit 10 Jahren gewann er die U20-Meisterschaften seines Heimatortes (allerdings nur 4 Teilnehmer), mit 11 Jahren die U20-Meisterschaften von Irkutsk. Zwei Jahre später erspielte er sich ein Stipendium an der Botvinnik/Kasparov-Akademie in Lvov. Mihail Botvinnik selbst nahm sich seiner als Trainer an, überprüfte die Analysen seiner schon erfolgreichen Spielweise und gab weitere Empfehlungen zur Verbesserung der Spielstärke. Mit 14 Jahren nahm Lirpa erstmals bei den Seniorenmeisterschaften der Republik Irkutsk teil. Aber während er aussichtsreich in der Spitzengruppe lag, entschlossen sich seine Eltern zur Ausreise in die Bundesrepublik. Dort wurde die Familie in Witten untergebracht.

Im ersten Jahr in der neuen Umgebung erlernte Lirpa eifrig die deutsche Sprache. Nebenher unterhielt er einen regen Briefwechsel mit seinem Trainer Botvinnik; er erhielt fortwährend neue Aufgabenstellungen und sandte seine Analysen und Lösungen zurück; kein rechter Ersatz für Turnierschach, aber sein Trainer bestätigte ihm, daß er sich weiter verbesserte. Nachdem er die deutsche Sprache zu verstehen begann, studierte er die Schachszene in der Umgebung. Gefragt, warum er sich dann ausgerechnet für SF Schnee entschied, antwortete er: "Meine Eltern noch kein Arbeit gefunden; wir wenig Geld haben. Ich nicht weit kann reisen. SF Schnee hat niedrigste Beiträge." Aber andere Vereine würden ihn bei seiner Spielstärke gern aufnehmen und beitragsfrei stellen. "Ich analysierte Vereine und Spieler. Spieler von SG Witten und SU Annen am Limit; keine Perspektive; 30, 40 Punkte noch, dann Schluß. TuS Stockum ist Betriebssportgruppe; wenn arbeiten, kein Schach. SF Schnee hat große Potential. Raukohl, Hennig, Göbelsmann, Kamp - gefährliche Spieler; aber wissen nicht von ihre Potential. Ich zeige ihnen. Trainer Botvinnik hilft vielleicht. Wir werden gute Mannschaft haben. Pieper, Stergar, Rozandsky Reserve, immer gut für halbe Punkt an letzte Bretter." Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: "SF Schnee gut, hat sauberste Toilette."

Ob er etwas über die Herkunft oder die Bedeutung seines Namens Lirpa wisse? "Großvater forschte; er herausfand, indianische Nomaden durch Alaska über Straße von Gibraltar nach Jakutien gewandert, nach Irkutsk vertrieben. In Sprache von Indianer Lirpa ist 'Junge Mann, der liest von Ende nach Anfang'. Mein Mutter lustig fand; und jetzt - ich heiße Lirpa."

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